Dreizehn Jahre lang war ich für meine Mutter da. Hatte ihr, so gut ich konnte, geholfen. War ihr in ihrem Kampf gegen den Krebs zur Seite gestanden. Doch als sie dann von uns ging, war ich ein Wrack. Um nur ein paar »Symptome« zu nennen: tiefste Depression, Selbstmordgedanken, unzählige Nächte ohne Schlaf. Wenige Monate später empfahl mir eine Freundin, Transzendentale Meditation zu erlernen. Und meine einzige Hoffnung war: Wenigstens wieder etwas schlafen können! Ich hatte nichts über Meditation gelesen, hatte mir nie über das Thema Gedanken gemacht oder mich auch nur gefragt, was es denn damit auf sich habe. Es war nur so, dass ich mich nach dem Tod meiner Mutter in einem so tiefen Loch befand, dass ich eines Morgens dann zum Telefon griff und in dem TM-Center anrief.
»Das größte, anhaltende Geschenk für mich war die Fähigkeit, mich zu konzentrieren, ruhig zu bleiben und stetig präsent zu sein. TM ist ein wahres Wundermittel, und es wirkt und wirkt …«
Wenige Tage später besuchte ich das Center für Transzendentale Meditation in Chicago. Die Stille in den Räumen des TM-Centers konnte man fast mit Händen greifen. Die Atmosphäre schien irgendwie unbeschwerter zu sein, und überall sah man nur den See. Schon als ich den Empfang des Centers betrat, spürte ich etwas mehr Ruhe. Huch, dachte ich, die Leute, die hier arbeiten, sind ja wirklich total anders drauf. Sie wirkten unglaublich entspannt, voller Liebe, und mir war sofort klar, dass sie mir helfen würden. Mein nächster Gedanke war: Wenn ich nun schon mal hier bin, kann ich auch gleich lernen, wie’s geht.
Grenzenlose, unbegrenzte, absolut fantastische Stille
So setzte ich mich zu meiner Lehrerin, und nach einer kurzen, aber wunderschönen indischen Zeremonie erhielt ich ein »Mantra«: ein Wort ohne inhaltliche Bedeutung, einen Klang. Meine Aufmerksamkeit, meinte sie, werde diesem Klang auf natürliche Weise folgen, sobald er in die stillen Tiefen meines Selbst eintauchen wird. Wir schlossen beide die Augen. Ich dachte das Mantra still vor mich hin. Einfach nur so.
Und weg war ich. Ich betrat einen Bereich von Körper und Geist, von dem ich nie geahnt hatte, dass es ihn überhaupt gibt: grenzenlose, unbegrenzte, absolut fantastische Stille. Etwas Bedeutsames war gerade passiert, und es dauerte nicht lange, bis ich herausfand, dass ich gerade mal die Spitze eines Eisbergs zu erforschen begann.
Als ich mich wieder in meinen Wagen setzte, um an der Uferstraße des Michigan-Sees nach Hause zu fahren, merkte ich sofort, um wieviel anders sich die Welt anfühlte im Vergleich zur Hinfahrt auf diesem Weg. Die Farben um mich herum waren voller Leben, das Gezwitscher der Vögel war in meinen Ohren wie süße Musik, und es fühlte sich an, als sei ich mit all den Bäumen, an denen ich vorbeifuhr, verbunden. Und nicht zuletzt war ich … glücklich.
Natürlich meldete sich sofort mein Verstand: Ist das alles real? Bin ich wirklich glücklich? Wie kann das sein? Und warum? Was geschieht mit mir?
Zum Glück hielt diese Erfahrung im Wesentlichen an, und ich stellte fest, dass sie tatsächlich »real« war: dass sich in diesen zwanzig Minuten tatsächlich mein ganzes Leben verändert hatte. Ich wachte auf und erkannte: Alles, was ich bisher zu wissen glaubte, war falsch. Mein Leben wurde plötzlich nicht mehr von äußeren Umständen bestimmt. Stattdessen hatte ich nun direkten Zugang zu einer Erfahrung, die ich als mein wahres Selbst zu verstehen begann.
Es dauerte einige Wochen, bis ich mich an dieses neue Gefühl gewöhnt hatte. Aber nun kann ich sagen: Es ist unglaublich. Jetzt, im Rückblick, war die Erfahrung, TM zu lernen, nichts weniger als ein Wunder für mich. (So war meine 13 Jahre lang währende Schlaflosigkeit schon nach der allerersten Meditation schlichtweg verschwunden!)
»Ich betrat einen Bereich von Körper und Geist, von dem ich nie geahnt hatte, dass es ihn überhaupt gibt: grenzenlose, unbegrenzte, absolut fantastische Stille. Etwas Bedeutsames war gerade passiert, und es dauerte nicht lange, bis ich herausfand, dass ich gerade mal die Spitze eines Eisbergs zu erforschen begann.«
Denn das vollkommen Unerwartete war: Kurz bevor ich mit der Meditation begonnen hatte, hatte ich schon ganz konkrete Pläne entwickelt, meinen Hund wegzugeben, meinen Besitz zu verschenken und meinem Leben ein Ende zu setzen. Die Beziehung zu meiner Mutter war derart eng, derart schön gewesen, dass ich nach ihrem Tod keinen Sinn mehr im Leben sah.
Ständig dachte ich, wie kann ich nur ohne sie leben? Es schien unmöglich. Wenn’s ans Schlafen ging, weinte ich nur, wälzte mich hin und her, Nacht für Nacht, und ich betete immer wieder, von diesem Kummer und von dieser tiefen, dunklen Traurigkeit meiner Seele erlöst zu werden.
Ich hatte nie geglaubt, dass diese Erlösung in Form von so etwas Einfachem wie Meditation daherkommen würde. Aber wie man so schön sagt: »Pass auf mit dem, was du dir wünschst: Am Ende kriegst du’s.« Genauso geschah es dann auch: Ich bekam »es«, und zwar richtig.
Es dauerte nur wenige Wochen, und schon arbeitete ich für Oprah Winfrey und half ihrem Team, TM zu erlernen
Vor meinem ersten Arbeitstag dort, bevor ich das damalige Harpo-Studio betrat, traf ich mich mit meiner TM-Lehrerin und fragte sie, was ich tun sollte. »Geh einfach in den Vorführraum und erzähl deine Geschichte.«
Als ich den Vorführraum betrat, waren nur zwei Personen anwesend: Oprah Winfrey und ihre rechte Hand, Sheri Salata (Präsidentin des Oprah Winfrey Network und der damaligen Harpo Studios, d. Red.). Ohne Umschweife berichtete ich ihnen, was ich beim Erlernen der Meditation erfahren hatte und erklärte ihnen, wie TM auch ihr Leben verändern würde. Und dass TM ihnen das Gefühl geben würde, frei von Grenzen und unbegrenzt zu sein. Als Oprah das hörte, wandte sie sich zu Sheri und sagte: »Was dieses Mädchen da gelernt hat, das will ich auch haben.«
Der Rest, wie man so schön sagt, ist Geschichte. Seit diesem Tag schaute ich nie mehr zurück. Ich schrieb einen Bestseller (Enlightenment Is Sexy. Every Woman’s Guide to a Magical Life), arbeitete weiter für Oprah und die David-Lynch-Stiftung, hielt landauf, landab Vorträge über TM, über Freiheit und Selbsterkenntnis, und insgesamt lebe ich heute ein absolut außergewöhnliches Leben. Das Beste aber ist eine Überzeugung, die ich jetzt tief in meinem Herzen trage: Ich weiß, dass eine wunderbare Zukunft vor mir liegt, und dass der Schmerz der Vergangenheit überwunden ist.
Heute setze ich mich immer noch zweimal am Tag für 20 Minuten hin und meditiere. Die guten Wirkungen nehmen weiterhin zu, und jener innere Friede der Anfangszeit hält an. Meine Fähigkeit, mich zu konzentrieren, ruhig und ständig präsent zu bleiben, ist wie ein Dauergeschenk. TM war und ist ein wahres Wundermittel, das niemals aufhört zu wirken. Und dafür sage ich einfach nur Danke, Danke, Danke.
Die Autorin
Valerie Gangas ist mit einem Blog präsent. Außerdem kann man ihr über Twitter, Facebook und Instagram folgen.
Aus dem Englischen von Jochen Uebel. Copyright © 2018 Maharishi Foundation USA, eine gemeinnützige Bildungsorganisation. Alle Rechte vorbehalten.